Rückblick auf die Unwetterlage an Pfingsten 2014. Auch wenn das Gemeindegebiet Kerken verschont blieb, folgte an diesem Abend eine Einsatzlage die viele der 13 Kerkener Feuerwehrkameraden so schnell nicht vergessen werden. Aber lest selbst. Hier unser Einsatzbericht von der Unwetterlage an Pfingsten 2014. Viel Spaß.
Einsatz 16/14 - 09.06.2014 - Überörtliche Hilfeleistung nach schwerem Unwetter in Düsseldorf
Es hatte etwas von Untergangsstimmung, als sich am Montagabend gegen 20:30 Uhr der Himmel über Aldekerk verfinsterte. Mit äußerst langsamer Geschwindigkeit zogen die tiefschwarzen Gewitterwolken über uns hinweg. Blitze zuckten mehrmals die Minuten quer durch den Himmel, die meisten von ihnen als „Höhenblitze“. Die Straßenbeleuchtung sollte sich an diesem Abend nicht wieder ausschalten, doch vom großen Unwetter schien unser schöner kleiner Ort glücklicherweise verschont geblieben zu sein. Einzige Ausnahme war ein Blitz, der dann doch den Weg aus den Wolken in den Nieukerker Kirchturm fand, aber hierzu im Bericht ??/2014 mehr.
Nachdem das Unwetter ohne weitere größere Schäden anzurichten davon zog, erhielten die Kameraden des Löschzug Aldekerk gegen 23:56 Uhr einen SMS- Alarm, der vom Zugführer veranlasst wurde. Grund hierfür war ein Anruf des Wehrleiters, der beauftragte das HLF10 vollbesetzt zur Feuerwache nach Geldern zu entsenden. Kurz zuvor erhielt der Kreis Kleve einen Hilferuf der Feuerwehr Düsseldorf, die dringend um Verstärkung bat, nachdem ein Unwetter für schwere Schäden im gesamten Stadtgebiet gesorgt haben soll. Mehr Informationen gab es zu diesem Zeitpunkt nicht, ein Kontakt zur Feuerwehr Düsseldorf war ebenfalls nicht mehr möglich. Da die Leitstelle für Feuerschutz und Rettungsdienst im gesamten Kreis Kleve kaum Unwettereinsätze zu verzeichnen hatte, wurden aus dem gesamten Kreisgebiet Fahrzeuge und Besatzung zur Feuerwache Geldern beordert, um sich als größere Verband umgehend auf den Weg nach Düsseldorf zu machen. Um 00:45 Uhr trafen die letzten Einsatzkräfte in Geldern ein und nach kurzer Besprechung fuhren die knapp 60 Einsatzkräfte mit 9 Fahrzeugen unter Führung des ELW Kerken und dem Abschnittsleiter Oliver Käfer (Wehrleiter Kerken) Richtung Düsseldorf. Der Bereitschaftszug des Kreises Kleve setzte sich aus folgenden Fahrzeugen zusammen:
ELW1 – Feuerwehr Kerken (3 FM)
HLF10 – FF Kerken/ LZ Aldekerk (9 FM)
HLF 10 – FF Kevelaer (9 FM)
HLF20 – FF Geldern/ LZ Kapellen (9 FM)
HLF20 – FF Geldern/ LG Walbeck (9 FM)
MTF – FF Geldern/ LG Walbeck (3 FM)
HLF20 – FF Straelen/ LZ Herongen (9 FM)
DLK23/12 – FF Kleve/ LZ Stadt Kleve(3 FM)
LF16-TS – FF Goch/ LG Hassum (9 FM)
Da der genaue Zustand im Stadtgebiet von Düsseldorf nicht bekannt war, fuhr man den an der A57 liegenden Rasthof Geismühle an, um alle Fahrzeuge nochmals mit ausreichend Sprit zu betanken. Anschließend ging es zum festgelegten Bereitstellungsraum der Feuerwache 5 der Stadt Düsseldorf.
Hier wurden wir bereits vom diensthabenden Wachabteilungsführer erwartet. Dieser informierte uns über das Geschehen undden Stand der Lage. Um 21:30 Uhr zog förmlich aus dem nichts ein Gewitter über Düsseldorf auf. Mit Orkanböen und Starkregen fegte das Unwetter innerhalb von 30 Minuten über das Stadtgebiet hinweg. Das Bild danach sah im gesamten Stadtgebiet gleich aus. Überall blockierten Bäume und Äste die Fahrbahn, Dächer wurden abgedeckt, teilweise ganz zerstört, die Infrastruktur sei völlig zum Erliegen gekommen. Auch Personenschäden seien zu diesem Zeitpunkt zu verzeichnen. Die Leitstelle und der dazugehörige Noturf 112, sei zeitweise ausgefallen. Die Feuerwehr Düsseldorf ist mit allen verfügbaren Kräften der Berufs- und der freiwilligen Feuerwehr im Einsatz.
Nach kurzer Wartezeit erhielt Verbandsführer Oliver Käfer bereits die ersten Einsatzaufträge von der Führungsstelle der Feuerwehr Düsseldorf. Der Einsatzauftrag war eindeutig. Um die Infrastruktur irgendwie wieder schnellst möglich in Gang zu setzen und um Rettungswagen und anderen Einsatzkräften ein einigermaßen freien Weg zu verschaffen, hatte die Räumung größere und wichtiger Straßen oberste Priorität. Hierzu wurden uns zwei Einsatzabschnitte mit jeweils sechs Straßenzügen übermittelt. Da wir vermutlich die ersten Rettungskräfte nachdem Unwetter sein werden, die in diesem Gebiet eintreffen, fuhren die Kreis Klever Einsatzkräfte mit teils mulmigen Gefühl im Bauch in den Düsseldorfer Süden. Um die zugeteilten Einsatzstellen überhaupt zu erreichen, mussten auf der Anfahrt immer wieder Bäume einseitig von den Fahrbahnen entfernt werden. Bereits wenige hundert Meter nach dem verlassen des Geländes der Feuerwache 5, bot sich den Feuerwehrleuten ein Bild der Verwüstung. Überall, in jeder Straße, auf unzähligen Autos lagen Bäume oder schwere Äste. Laternen und Ampelmasten waren wie Streichhölzer umgeknickt worden, Oberleitungen der Rheinbahn lagen fast durchgängig auf der Fahrbahn, Dachziegel, Antennen, Fassadenteile und sogar ganze Dächer gesellten sich auf Straßen und Bürgersteigen zu den unfassbaren Massen an Holz. Erst jetzt wurde das Ausmaß des Orkan und auch die Anforderung zur überörtlichen Hilfeleistung, allen bewusst.
Um schneller und effektiver arbeiten zu können, teilte Abschnittsleiter Käfer den Verband in zwei Zügen auf, die jeweils einen Einsatzabschnitt zeitgleich abarbeiten sollten, unter der Vorrausetzung den Eigenschutz an höchster Stelle zu setzen. Während der Einsatztätigkeit ist ein Feuerwehrmann von der FF Kevelaer verletzt worden und musste mit dem Rettungswagen einem Krankenhaus zugeführt werden. Glücklicherweise konnte dieser nach ambulanter Behandlung wieder entlassen werden. Zu unseren Einsatzstellen gehörten u.a. die Pariser Straße, die Düsseldorfer Straße und die Hansaallee. Um 09:30 Uhr konnte der Führungsstelle die beiden Einsatzabschnitte als abgearbeitet gemeldet werden. Anschließend beorderte man die gesamten Verband zur Verpflegung in die Feuerwache 3.
Nach Stärkung und notwendiger Pause der Einsatzkräfte, wurden dem ELW 1 immer wieder einzelne Einsatzstellen übermittelt. So konnten vom ELW1 aus die Fahrzeuge unseres Verbandes einzeln oder zusammen mit der Drehleiter, zu den jeweiligen Einsatzstellen geschickt und koordiniert werden. Aufgrund der unvorstellbaren Masse an Einsatzstellen im gesamten Stadtgebiet ist dies, die effektivste Variante gewesen, alle Fahrzeuge und Einsatzkräfte sinnvoll einzusetzen. Im Zeitraum von 11:30 Uhr bis 17:00 Uhr wurden von den Kreis Klever Kräften mehr als 25 Einsätze abgearbeitet. Die Tätigkeiten reichten hierbei von Entfernung ganzer Bäume auf öffentlichen Verkehrsflächen bis zur Beseitigung von Gefahrenstellen wie drohender Absturz eines Kamins. Aufgrund der Tatsache bereits seit Beginn des Vortages auf den Beinen zu sein und der wieder ansteigenden schwül-warmen Temperaturen, leisteten viele unsere Feuerwehrleute bis zur Erschöpfung ihre Arbeit. Nach einem unglaublich anstrengenden Einsatztag trafen gegen 18 Uhr die letzten Einsatzkräfte wieder im Kreisgebiet ein. Doch mit den Bildern dieser unglaublichen Verwüstung und dem Eindruck über die Kraft die unsere Natur entwickeln kann, verdeutlichte bei Eintreffen in unserer Heimat nochmal das Glück das wir Montagabend hatten, bei diesem Unwetter nochmals mit dem blauen Augen davon gekommen zu sein.
Abschließend ist unbedingt noch die große Dankbarkeit einer Vielzahl an betroffenen Bürger und der Feuerwehrkollegen aus Düsseldorf zu erwähnen. Immer wieder gingen Bürger auf die Einsatzkräfte zu und bedankten sich für die Hilfe und der Bereitschaft dazu, sich sogar aus dem Kreis Kleve auf den Weg nach Düsseldorf zu machen, um den Menschen hier zu helfen. Dieser Art der Wertschätzung uns und unserer geleisteten Arbeit gegenüber, ist in manchen Situationen mehr Wert als vieles andere!